Hallenbad Stuttgart-Feuerbach
Sanierung und Modernisierung | 2019
Baden im Baudenkmal
Die transparente Schwimmhalle auf filigranen Stahlstützen und mit schräggestellten Glasfronten unter dem leicht geschwungenem Stahlbetondach wurde 1959 bis 1964 nach Plänen des Architekten Manfred Lehmbruck erbaut und steht seit 2000 auf der Liste der Stuttgarter Kulturdenkmäler.
Die Aufgabe bestand in der behutsamen Generalsanierung des Hallenbades mit Neuinstallation der kompletten Gebäudetechnik, ohne dass diese in den Vordergrund tritt. Auch die Neuherstellung aller für den Schwimmbadbetrieb notwendigen Fliesen war mit sehr gravierenden Eingriffen verbunden. Trotzdem konnten wesentliche Teile der bauzeitlichen Konstruktion im Original erhalten werden.
Glaskunst von HAP Grieshaber
Eine besondere Herausforderung stellte die Restaurierung der vom Künstler HAP Grieshaber gestalteten Glasscheiben der Schwimmhalle dar. In Abstimmung mit dem Denkmalschutz wurde entschieden, die Aluminiumkonstruktion vollständig zu ersetzen. Ziel war es, bauphysikalische Schwachpunkte im Falzbereich der sanierten Glaskunstscheiben zu minimieren und diese damit langfristig vor neuen Schädigungen zu bewahren.
Schwebendes Dach
Auch das segelartig überspannende Hallendach aus einer für die Bauzeit innovativen Spannbetonkonstruktion war stark geschädigt und musste einer Betonsanierung unterzogen werden, auch um vor weiterer Chloridbelastung zu schützen. Zusätzlich wurde das Kaltdach in ein Warmdach mit deutlich erhöhter Dämmstärke umgewandelt und dabei auf den heutigen energetischen Standard gebracht. Dennoch sollte der filigrane Dachrand erhalten bleiben.
Das ursprüngliche Beleuchtungskonzept des Architekten Lehmbruck wurde wiederhergestellt, durch welches das Hallendach über Strahler mit starkem Indirektanteil schwebend erscheint.
Sand und Teakholz
Die Schwimmhalle ist besonders geprägt durch den Materialkanon sandfarbener Kleinmosaikfliesen und den Teakholzverkleidungen oberhalb der dünenartig ansteigenden Tribüne. Im Bereich des Vereinsraums konnte die gestaltprägende Theke im Originalzustand erhalten werden. Diese bildet mit grauen Resopal-Oberflächen einen starken Kontrast zur warmen Holzvertäfelung im Stile des Mid-Century.
Barrierefreiheit
Ein wesentlicher Aspekt war mit dem Einbau eines Aufzugs- und eines Hublifters die Erschließung des Bades hinsichtlich der Barrierefreiheit. Es wurde ein Leitsystem für sehbehinderte Badegäste umgesetzt, das mit zarten, hauptsächlich taktilen Akzentuierungen von Stufenvorderkanten und Leitlinien eine gute Orientierung erlaubt, ohne das Bad als architektonische Kunst oder als Träger und Ausstellungshalle für die Kunst von HAP Grieshaber zu verstellen.